Jeder kann dem Klimawandel etwas entgegensetzen Nachhaltiges Investieren trägt dazu bei
Einige von uns können sich vielleicht noch daran erinnern, wie in der Vor-Corona-Zeit jeden Freitag tausende Kinder die Schule geschwänzt haben, weil sie die Politiker und ihre Eltern davon überzeugen wollten, dass seit Jahrzehnten nicht genug gegen den Klimawandel unternommen wurde. Es gab viele Lippenbekenntnisse, aber häufig folgten danach wenig Taten. Diese Fridays-for-Future-Bewegung breitete sich über die ganze Welt aus und die Jugendlichen waren sehr erfinderisch in ihrem Ausdruck.
Und irgendwann wird die Corona-Berichterstattung nicht mehr die wichtigste Nachricht des Tages sein und wir werden feststellen, dass der Klimawandel nicht auf uns gewartet hat. Er ist einfach weiter vorangeschritten.
Seit mehr als 10 Jahren liegt mir viel daran, alles in meiner Macht stehende zu tun, damit in 30 bis 40 Jahren für mich, meine Tochter und allen Mitmenschen noch ausreichend trinkbares Wasser, nahrhafte Lebensmittel und frische Luft zur Verfügung stehen, so dass ein sorgenfreies Leben auch für die Folgegenerationen möglich wird.
Das nachhaltige Investieren ist seit dieser Zeit mein Herzensthema. Deshalb werbe ich für mehr Bewusstsein, dass es sehr wichtig ist, wie Gelder anlegt werden. Die Geschäftsmodelle, aus denen eine Rendite der Geldanlage oder der Altersrente erwirtschaftet wird, machen eben doch einen entscheidenden Unterschied. Mir ist es keineswegs egal, ob dafür Kinder billigst Arbeit verrichten müssen statt in der Schule zu lernen, weitere Atomkraftwerke gebaut oder Waffen produziert werden. Und so wenden sich immer mehr Menschen an mich und wollen meine Unterstützung, wie sie ihre Anlagen verändern können.
Diese Investoren wollen ihren Beitrag leisten und soziale Verantwortung für ihre Anlageentscheidungen übernehmen. Wichtig zu wissen: die Rendite von nachhaltigen Investments ist genauso hoch wie bei „normalen“ Anlagen, aber gleichzeitig leiten sie Kapital in Branchen, Unternehmen und zu Staaten, die es vermögen, den Wandel zu gestalten.
Wer gestaltet den Wandel noch mit? Es bleiben uns noch ein paar Jahre, bevor der Kipp-Punkt erreicht ist, an dem wir den Klimawandel nicht mehr aufhalten können. Wenn wir dieses Zeitfenster verpassen, hat sich das Klimasystem unumkehrbar verändert. Eines ist dabei klar: die Erde wird diesen Punkt überdauern und sich irgendwann in der Zukunft erholen, allerdings wage ich zu bezweifeln, ob das dann zusammen mit einer Menschheit sein wird, so wie wir sie heute kennen. Manche Landstriche werden unbewohnbar sein, weil es durch die Hitze und Trockenheit unmöglich geworden ist, dort Landwirtschaft zu betreiben. Andere Gebiete werden von einem gestiegenen Meeresspiegel überflutet worden sein und es wird Millionen Klimaflüchtlinge geben, Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, um sich woanders niederzulassen.
Die Mehrheit der Staaten braucht unsere Hilfe Der Umstieg auf erneuerbare Energien kostet die Staaten, die auf Atomenergie und Kohlekraft verzichten möchten, sehr viel Geld und erfordert hohe Investitionen. Viele Länder sind allerdings durch die Corona-Krise und die vorhergehenden Finanzkrisen hochverschuldet, so dass wenig finanzieller Spielraum vorhanden ist, um diesen Umbau zu finanzieren. So ist das Engagement von privaten und institutionellen Anlegern (wie z.B. Versicherungen, Fondsgesellschaften und Pensionskassen) beim Umstieg in der Energieerzeugung unverzichtbar.
Der Klimawandel wird schneller beherrschbar und die sozialen Ungerechtigkeiten auf der Welt verringern sich, wenn die Geldströme künftig anders fließen. Das ist meine feste Überzeugung und dafür setze ich mich ein.
Die ökonomische Rendite stimmt, wenn auch die ökologische Rendite stimmt Je wohlhabender die Bevölkerung eines Landes ist, desto wichtiger ist es, dass die persönlichen Werte sich in allen Lebensbereichen widerspiegeln. Dieser Trend zeigt sich in vielen Bereichen, denn weltweit ändert sich das Konsumverhalten in den Industrieländern und richtet sich dabei sozialer, ökologischer und werteorientierter aus: - Die Reduktion von Haushaltsabfällen oder Recycling ist für viele bereits selbstverständlich - Immer mehr Aktionen und Aktivitäten gegen Lebensmittelverschwendung bzw. Lebensmittelrettung und Resteverwertung werden sogar gesetzlich vorgeschrieben - Millionen Menschen ernähren sich vegetarisch oder vegan, um den Einfluss der konventionellen Fleischproduktion auf das Klima zu verringern - Bei jungen Menschen gehört es mittlerweile zum „guten Ton“, Kleidung länger zu tragen, untereinander zu tauschen oder gleich Second Hand zu erwerben - Die Nachfrage übersteigt immer häufiger das Angebot ökologisch erzeugter Lebensmittel und Waren aus lokaler Produktion .
Es ist daher aus meiner Sicht der logische, nächste und auch wichtige Schritt, vor allem bei der Geldanlage ebenfalls darauf zu achten, wie der Rentensparplan oder das Depot sich auf das Klima auswirken. Die Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group zeigte schon 2017, dass Unternehmen, die nachhaltiger wirtschaften, sogar eine um bis zu 12,4% höhere Gewinnmarge erzielen, als Unternehmen, bei denen die Nachhaltigkeit keine Priorität hat. Damit ist das nachhaltige Investieren kein wohltätiger Akt, sondern logische Folge für eine bessere, weil stabilere Rendite.
Auch mit dem Depot kann man seinen CO2-Ausstoss senken Wenn Unternehmen ihr Handeln an nachhaltigen Kriterien ausrichten, stoßen sie weniger CO2 in der Produktion aus, verbrauchen dabei weniger Wasser und produzieren weniger Müll. Wer z.B. 50.000 Euro in ökologisch orientierte Unternehmen, z.B. über nachhaltige Aktienfonds, anlegt, senkt damit seinen CO2-Fussabdruck um 5 Tonnen pro Jahr im Vergleich zu einer Anlage in einer konventionellen Anlage, wie z.B. dem internationalen MSCI World Index. In ihm finden sich zahlreiche Unternehmen, die ihr Geld mit Rüstungsproduktion, der Erzeugung von Kohle oder der Ausbeutung von Erdgas durch Fracking verdienen. Wahrlich keine umweltfreundlichen Geschäftsmodelle.
Prüfen Sie deshalb genau, ob sie nicht aus Versehen in Unternehmen investieren, die eine umstrittene Vergangenheit haben, weil sie z.B. Korruption unterstützt haben, oder in Unternehmen, die nachweislich ihrer sozialen Verantwortung nicht gerecht wurden, weil sie z.B. Kinderarbeit zur Kostensenkung als probates Mittel einsetzten.
Fangen auch Sie an, Ihre Marktmacht als Verbraucher und Anleger zu nutzen, um die Veränderung des Angebotes mitzugestalten. Eine werte-kongruente Anlage, die eine vernünftige Rendite mit einem guten Gewissen erzielt, ist für jeden Anleger machbar und sollte aus ethischen Werten heraus unbedingt einer konventionellen Anlage vorgezogen werden. Sie bekommen eine doppelte Rendite – für die Sie als Anleger*in und für die Umwelt!
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